eGovernment Benchmark 2024
Am 2. Juli 2024 hat die Europäische Kommission den eGovernment-Benchmark-Bericht 2024 veröffentlicht. Mit dem Bericht untersucht die EU die Verfügbarkeit und den Ausbaustand von elektronischen Dienstleistungen der Verwaltung gemäss den strategischen Zielen der EU. Der Bericht vergleicht, wie Verwaltungen in ganz Europa digitale öffentliche Dienste erbringen. Hierzu wurden 37 Länder (2023: 35 Länder) betrachtet. In das diesjährige Ranking wurden die beiden Länder Moldawien und die Ukraine neu aufgenommen.
Die digitale Verwaltung in der Schweiz im europäischen Vergleich
Die Bewertung erfolgt durch «Testkäuferinnen» und «Testkäufer», welche die Perspektive der Kundinnen und Kunden einnehmen. In allen Ländern testen die Käuferinnen und Käufer also den gleichen «Warenkorb» an digitalen Dienstleistungen. Dabei gibt es allerdings unterschiedliche Zuständigkeiten in den einzelnen Ländern. Während in manchen Ländern der Staat für bestimmte Leistungen zuständig ist, können es in anderen Ländern Spitäler, Versicherungen oder private Unternehmen sein.
Wie steht die Schweiz im Vergleich da?
Die Schweiz hat sich bei den Gesamtpunkten von 58 auf 60 Punkte verbessert, liegt damit aber immer noch unter dem EU-Durchschnitt von 76 Punkten. Im Benchmark bedeutet dies Rang 31 (Stand 2023: 29). Das diesjährige Abschneiden der Schweiz ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es andere Länder gab, die sich in den aktuellen Bewertungskategorien (Wirtschaft, Umzug, Mobilität, Justiz und Gesundheit) noch stärker verbessert haben als die Schweiz.
Im Detail zeigt sich folgendes Bild: Während in der EU 88 % der untersuchten Behördendienstleistungen online verfügbar sind, kommt die Schweiz auf eine online-Quote von 79 %. Vor allem im Bereich der Digitalisierung für Unternehmen hat sich die Schweiz von 62 Punkten auf 73 Punkte verbessert, im Bereich Umzug von 55 auf 59 Punkten und im Bereich der Justiz von 41 auf 44 Punkte. Im Bereich der Dienstleistungen für natürliche Personen bestehen mit 55 Punkten noch Potenziale.
Wo liegen für die Schweiz die grössten Handlungsfelder?
Die grössten Handlungsfelder für die Schweiz liegen im Bereich der Transparenz über die Bereitstellung der Dienstleistungen und den Umgang mit persönlichen Daten (CH: 45 %, EU: 67%). Auch bei der Nutzung von Schlüsseltechnologien, wie der E-ID, elektronischen Dokumenten, vorausgefüllten Formularen und der Digitalen Post (CH: 49%, EU 78%) gibt es noch deutliche Potenziale.
Hilfreich für die Verbesserung im Ranking sind die klaren und aufeinander abgestimmten Strategien in der Schweiz – sei es die Strategie Digitale Schweiz, die gemeinsame Strategie Digitale Verwaltung Schweiz 2024-2027 von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden oder darauf abgestimmte Strategien wie kantonale Strategien oder die Strategie Digitale Bundesverwaltung.
Auf der operativen Ebene werden in Zukunft neben der digitalen Bereitstellung weiterer Dienstleistungen und Services vor allem die Qualität (Art und Weise der Bereitstellung) der digitalen Dienstleistungen in der Schweiz weiter zu optimieren sein. Dies kann beispielsweise durch die Definition von gemeinsamen Gestaltungskriterien für digitale Dienstleistungen erfolgen und die Optimierung der Nutzendenzentrierung. Auch können ausgehend von den Ergebnissen einzelne digitale Dienstleistungen systematisch optimiert werden.
Hinzu kommt, dass bereits verschiedene gemeinsame Projekte aller Verwaltungsebenen lanciert sind, welche die Grundlage für die bessere Bereitstellung von digitalen Behördenleistungen schaffen. Hierzu gehören als Basisdienst beispielsweise die E-ID, oder auch die schwerpunktmässige Betrachtung relevanter umsetzungsunterstützender Themen, wie z. B. die Innovationsförderung, oder die Umsetzung von E-Government-Vorhaben wie das Behörden-Login AGOV oder die Interoperabilitätsplattform I14Y.
Mit den genannten Massnahmen kann ein zusätzlicher Entwicklungsschub im eGovernment-Benchmark durch die gleichzeitige Nutzung der Dienste durch den Bund, die Kantone aber auch die Städte und die Gemeinden erfolgen.
Der eGovernment-Benchmark-Bericht 2024 bietet eine wertvolle Grundlage, um aus Perspektive der Kundinnen und Kunden neben der vergleichenden Sichtweise zu anderen Ländern auch vertiefend die Besonderheiten der Schweiz und die Unterschiede zwischen den Kantonen zu evaluieren.
Mit der Digitalen Verwaltung Schweiz und der Verwaltungsebenen übergreifenden Zusammenarbeit ist die Schweiz auf gutem Weg, um Empfehlungen und die Lerneffekte aus dem Ranking einfacher zwischen dem Bund, den Kantonen sowie den Städten und Gemeinden zu teilen und umzusetzen.